Ukrainekrieg, Einschränkungen durch die Pandemie, steigende Preise für Energie und Agrarmärkte, die verrückt spielen: Die Gründe dafür, dass landwirtschaftliche Betriebe in die wirtschaftliche Krise geraten, sind vielfältig. Welche Wege aus einer solchen Krise herausführen und ab wann den Beteiligten handfeste Haftungsrisiken drohen, stand im Mittelpunkt eines Spezialseminars, das jetzt bei der Genossenschaftsakademie Weser-Ems stattgefunden hat. Teilnehmer des Seminars waren Bänker, die sich darüber informierten, was professionelle Sanierungskonzepte leisten können und wie Insolvenzgründe nachhaltig vermieden werden können.

Die Dozenten Florian Dälken, Franziska Korves und Sven Foppe.

Franziska Korves, Agrarwissenschaftlerin von der VR AgrarBeratung AG in Lingen (Ems), informierte die Teilnehmer über die aktuellen Rahmenbedingungen für landwirtschaftliche Betriebe und berichtete über ein allgemein schwieriges Marktumfeld. Dabei spiele nicht zuletzt auch der Krieg in der Ukraine eine Rolle. Denn es sei davon auszugehen, dass dort derzeit nur rund die Hälfte der üblichen landwirtschaftlichen Produktion stattfindet. Das habe künftig erhebliche Konsequenzen für die Märkte, denn innerhalb der EU würden bis heute noch rund 86 % aller Sonnenblumenöl-Importe aus der Ukraine stammen. Bei Maisimporten sei der Anteil der Ukraine mit derzeit 51 % ebenfalls erheblich. Hier sei künftig mit einem deutlichen Einbruch dieser Importe zu rechnen. Die Agrarexpertin erklärte, dass die Folgen der bestehenden Abhängigkeiten schon jetzt erheblich sind. Das lasse sich beispielsweise deutlich an explodierenden Futtermittelpreisen ablesen.

Zugleich machte sie aber auch deutlich, dass es auch Krisengewinner gibt und verwies beispielhaft auf Milchviehbetriebe, die derzeit von einem hohen Milchpreis profitieren könnten. Dennoch dürfe man trotz dieser Preisentwicklung nicht den Blick für das allgemeine Marktumfeld für landwirtschaftliche Erzeugnisse verlieren. “Milch ist immer noch billiger als Cola“, brachte sie die Situation auf den Punkt.

Abhängigkeiten von der Ukraine beim Mais und beim Sonnenblumenöl.

Sven Foppe, Vorstand der VR AgrarBeratung, schloss mit einem Vortrag zum Thema „Sanierungsgutachten nach IDW S6“ an und erklärte den Teilnehmern, wie es gelingen kann, landwirtschaftliche Betriebe in verschiedenen Stadien der wirtschaftlichen Krise mit Sanierungskonzepten erfolgreich zu sanieren. Dazu sei zunächst einmal eine professionell begleitete Bestandsaufnahme und sodann eine genaue Analyse der Krisenursachen erforderlich. Daraus könne dann ein Leitbild des sanierten Unternehmens abgeleitet werden. Dieses Leitbild sei dann Maßstab für alle weiteren Sanierungsschritte. An eine erfolgreiche Sanierung schließe sich im Regelfall auch ein Controlling an, um bei zukünftigen Problemen frühzeitig gegensteuern zu können. Foppe betonte, dass es im gesamten Sanierungsprozess wesentlich darauf ankomme, dass eine Durchfinanzierung des Unternehmens gelinge.

Das Thema der „Durchfinanzierung“ griff Rechtsanwalt Florian Dälken aus Lingen (Ems) auf und erläuterte den Teilnehmern, dass bei einem nachweislich durchfinanzierten Unternehmen die Gefahr einer späteren Insolvenzanfechtung zum Nachteil der Bank praktisch ausgeschlossen sei. Dälken, der auch als Insolvenzverwalter tätig ist, erläuterte den Teilnehmern außerdem, welche Haftungsgefahren in der Unternehmenskrise drohen können und ab wann strafrechtliche Tatbestände verletzt werden.

Das Seminar wurde abgerundet durch die Darstellung eines konkreten Praxisfalls, in dem es den Experten der VR AgrarBeratung AG zusammen mit dem Inhaber eines großen landwirtschaftlichen Krisenbetriebes gelungen ist, mit Hilfe eines Sanierungskonzepts einen Turnaround einzuleiten und eine nachhaltige Sanierung zu erreichen.

Die Dozenten freuen sich über eine Kontaktaufnahme:

Franziska Korves, Agrarwissenschaften M.Sc. CIS Hyp. Zert (F), VR AgrarBeratung AG, korves@agrarberatung.com

Sven Foppe, Vorstand VR AgrarBeratung AG in Lingen (Ems), foppe@agrarberatung.com

Florian Dälken, Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter in Lingen (Ems), daelken@daelken.com