Erfolgreiche Rechtsbeschwerde für Mandant von BAUER | DÄLKEN | DR.DÄLKEN beim Bundesgerichtshof (BGH, Entscheidung vom 17.07.2014 – IX ZB 86/13): Ein Schuldnerantrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist auch zulässig, wenn zuvor auf einen Fremdantrag hin mangels Masse abgewiesen wurde.
Ein von unserem Büro im Rechtsbeschwerdeverfahren vor dem Bundesgerichtshof betreuter Mandant hat vor dem BGH Erfolg gehabt: Das Verfahren, das durch Rechtsanwälte am Bundesgerichtshof geführt wurde, ging zu Gunsten unseres Mandanten aus, für den wir einen Insolvenzantrag bei dem Amtsgericht Leer gestellt hatten. Dabei bestätigte der BGH im Wesentlichen unsere Rechtsauffassung (BGH, Beschluss vom 17.07.2014 – IX ZB 86/13).
Unser Mandant beantragte im Februar 2013 über sein Vermögen das Regelinsolvenzverfahren zu eröffnen. Gleichzeitig beantragte er, ihm Restschuldbefreiung zu erteilen und die Verfahrenskosten zu stunden. Das Amtsgericht Leer hatte den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens und den Antrag auf Stundung der Verfahrenskosten zurückgewiesen. Die durch unser Büro eingelegte sofortige Beschwerde zum Landgericht Aurich hatte keinen Erfolg.
Mit der vom Beschwerdegericht zugelassenen Rechtsbeschwerde wurde der Antrag weiterverfolgt und hat schließlich im Rahmen der Rechtsbeschwerde beim Bundesgerichtshof Erfolg gehabt.
Der BGH hat ausgeführt, dass der Insolvenzantrag unseres Mandanten und sein Antrag auf Stundung der Verfahrenskosten nicht aus den vom Beschwerdegericht angenommenen Gründen unzulässig sind. Die einschlägige rechtliche Problematik war die Frage, ob der Mandant, gegen den in der Vergangenheit bereits ein Fremdantrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt wurde, nicht in dem dortigen Verfahren bereits einen Eigenantrag und einen Restschuldbefreiungsantrag hätte stellen können. So hatten zuvor die Gerichte in Leer und Aurich argumentiert.
Wir hatten für unseren Mandanten vor allem argumentiert, dass auch ein früherer Eigenantrag und ein früherer Restschuldbefreiungsantrag seinerzeit nicht zur Eröffnung des Verfahrens geführt hätte, da eine ausreichende Masse nicht vorhanden war. Zwar hätte in dem früheren Verfahren eine Stundung der Verfahrenskosten beantragt werden können; eine Pflicht zur Stellung eines Stundungsantrages kennt das Gesetz aber nicht.
Deshalb konnte der spätere durch unsere Kanzlei für den Mandanten gestellte Insolvenzantrag nebst Stundungsantrag und Rechtschuldbefreiungsantrag nicht mit dem Hinweis zurückgewiesen werden, unser Mandant hätte bereits in dem früheren Verfahren auf den Fremdantrag hin derartige Anträge stellen können.
Zur Entscheidung des BGH wie folgt (in Auszügen):
Der Schuldner beantragte im Februar 2013, über sein Vermögen das Regelinsolvenzverfahren zu eröffnen. Gleichzeitig beantragte er, ihm Restschuldbefreiung zu erteilen und die Verfahrenskosten zu stunden. Das Amtsgericht hat den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens und auf Stundung der Verfahrenskosten zurückgewiesen. Die sofortige Beschwerde des Schuldners ist erfolglos geblieben. Mit seiner vom Beschwerdegericht – Einzelrichter – zugelassenen Rechtsbeschwerde verfolgt der Schuldner seine Anträge weiter.
Die nach § 574 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 ZPO, §§ 6, 4d Abs. 1, § 34 Abs. 1 InsO statthafte und auch im Übri-gen zulässige Rechtsbeschwerde führt zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung und zur Zurückverweisung der Sache an das Beschwerdegericht. Der Beschluss des Beschwerdegerichts kann schon aus verfahrensrechtlichen Gründen keinen Bestand haben. Misst der Einzelrichter einer Rechtssache grundsätzliche Bedeutung zu, hat er sie nach § 568 Satz 2 Nr. 2 ZPO dem Beschwerdegericht zur Entscheidung in der im Gerichtsverfassungsgesetz vorgeschriebenen Besetzung zu übertragen. Entscheidet er selbst und bejaht mit der Zulassungsentscheidung zugleich die grundsätzliche Bedeutung der Rechtssache, ist seine Entscheidung objektiv willkürlich und verstößt gegen das Verfassungsgebot des gesetzlichen Richters nach Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG (BGH, Beschluss vom 7. Mai 2013 – IX ZB 51/12, NZI 2013, 846 Rn. 5; vom 13. Februar 2014 – IX ZB 91/12, NZI 2014, 414 Rn. 5). Die Entscheidung unterliegt der Aufhebung und Zurückverweisung (§ 577 Abs. 4 Satz 1 ZPO).
Für das weitere Verfahren weist der Senat auf Folgendes hin:
Der Insolvenzantrag des Schuldners und sein Antrag auf Stundung der Verfahrenskosten sind nicht aus den vom Beschwerdegericht angenommenen Gründen unzulässig. Der Bundesgerichtshof hat bereits entschieden, dass der Zulässigkeit eines mit einem Antrag auf Restschuldbefreiung verbundenen Antrags des Schuldners auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens nicht entgegensteht, dass zuvor der Antrag eines Gläubigers mangels Masse abgewiesen worden ist. Dies gilt auch dann, wenn das Insolvenzgericht in dem früheren Verfahren den Schuldner darauf hingewiesen hat, dass er einen Antrag auf Restschuldbefreiung nur dann stellen könne, wenn er selbst auch die Eröffnung des Verfahrens beantrage. Mit diesen Anträgen hätte der Schuldner nämlich eine Restschuldbefreiung in dem früheren Verfahren nicht erreichen können. Denn auch ein eigener Eröffnungsantrag hätte gemäß § 26 Abs. 1 Satz 1 InsO mangels Masse abgewiesen werden müssen. Zwar hätte der Schuldner gemäß § 26 Abs. 1 Satz 2 InsO dieses Ergebnis unter Umständen mit dem Antrag auf Stundung der Kosten des Insolvenzverfahrens gemäß § 4a Abs. 1 Satz 1 InsO verhindern können. Das Gesetz sieht aber einen Zwang zur Stellung eines Stundungsantrags nicht vor. Auf diesen Antrag bezieht sich auch nicht die Fristsetzung gemäß § 20 Abs. 2, § 287 Abs. 1 Satz 2 InsO (BGH, Beschluss vom 1. Dezember 2005 – IX ZB 186/05, NZI 2006, 181 Rn. 14).
Diese Entscheidung ist auch nicht durch die spätere Rechtsprechung des Senats zur Annahme von Sperrfristen (vgl. BGH, Beschluss vom 7. Mai 2014 – IX ZB 51/12, NZI 2013, 846 Rn. 9 ff) überholt. Die Entscheidungen des Senats vom 21. Januar 2010 (IX ZB 174/09, NZI 2010, 195 Rn. 8) und vom 11. Februar 2010 (IX ZA 45/09, NZI 2010, 263 Rn. 6 f) betreffen andere Sachverhalte.
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